Keiner von ihnen wollte arbeitslos werden. Schon gar nicht so lange. Doch Arbeitslosigkeit ist schnell passiert. Die Teilnehmenden in meinem Coaching haben oft ähnliche Erlebnisse. Jeder von Ihnen kennt das Gefühl, dieses einschneidende Erlebnis, das die meisten von Ihnen völlig unvorbereitet getroffen hat. Viele sind nach wie vor mit dieser Situation überfordert. Sie wünschen sich zurück in ein “normales Leben”, das wieder mehr Sinn ergibt. Und dann war da diese Krankheit, psychische Probleme, die Insolvenz eines Arbeitgebers oder andere Gründe, die diese Menschen in diese schwierige Lage gebracht haben, mit der sie nun irgendwie leben müssen. Für viele werden auch Vorurteile zunehmend zur Belastung. Die Jobsuchenden berichten immer wieder, dass ihnen Faulheit, fehlendes Engagement oder fehlende Motivation, mangelndes Können oder ein veralteter Wissensstand unterstellt wird. Diese Vorurteile sind nicht immer gerechtfertigt und machen es Jobsuchenden schwer, sich Hilfe zu suchen oder überhaupt den Überblick zu behalten, wie und wo Unterstützung möglich ist. In diesem Beitrag erfahren Sie: Welche individuellen Folgen hat Arbeitslosigkeit? Was ist ein AVGS? Und wie hilft mir ein Coaching dabei, eine neue Perspektive zu finden.
Viele Menschen in Arbeitslosigkeit fühlen sich stigmatisiert.
In einer 2019 erschienenen Studie für das Journal for Labour Market Research haben Gerhard Krug, Katrin Drasch und Monika Jungbauer-Gans die Erfahrungen mit Stigmatisierung bei Langzeitarbeitslosen untersucht. Fast 90 Prozent gaben bei der Befragung an, dass aus Ihrer Sicht die meisten Menschen Vorurteile gegenüber Arbeitslosen hätten, auch wenn sie diese nicht offen aussprechen würden. Gut 40 Prozent fühlten sich von solchen Vorurteilen sogar persönlich betroffen. Und knapp 30 Prozent versuchten in bestimmten Situationen ihre Arbeitslosigkeit zu verheimlichen.
Im Februar 2022 stieg die Zahl der Langzeitarbeitslosen zum ersten Mal seit 2015 auf mehr als eine Million. So viele Menschen waren also länger als ein Jahr vergeblich auf Jobsuche. Betroffen sind Menschen quer durch alle Altersgruppen. Die Steigerung fällt besonders bei der Gruppe der unter 25-jährigen sehr hoch aus. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, bei den 25- bis 35-jährigen lag das Plus bei knapp 55 Prozent. Gerade bei Akademikern gab es hier mit 63 Prozent einen spürbaren Anstieg, auch wenn deren Gesamtanteil nach wie vor am geringsten ist. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht hier erst den Anfang eines Trends und bleibende Nachteile für Betroffene. Denn je länger Arbeitslosigkeit dauert, desto mehr fehlt die tägliche Routine, Tagesstrukturen gehen verloren, berufliches Wissen veraltet und das Selbstvertrauen leidet. Eine zusätzliche Belastung in dieser Situation kann es sein, dass weniger Geld zur Verfügung steht. Kurzfristig führt das zwar zu mehr Motivation und Aktivität bei der Suche nach einem Arbeitsplatz, langfristig steigert diese Tatsache dann aber die negativen Effekte der Arbeitslosigkeit. Die Reaktion der Arbeitslosen auf ihre Situation ist unterschiedlich. Häufige Folgen auf den Verlust des Arbeitsplatzes und bei zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit sind gesundheitliche oder psychische Probleme, Sucht, Antriebslosigkeit und der Verlust sozialer Kontakte. Laut einer Studie der Uni Leipzig sind zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen psychisch erkrankt – die meisten werden jedoch nicht behandelt. Inzwischen fallen ungefähr ein Drittel bis zur Hälfte der Langzeitarbeitslosen unter die Armutsgrenze.
Die Ergebnisse der Studie des Journal for Labour Market Research aus dem Jahr 2019 sprechen insgesamt dafür, dass Langzeitarbeitslose sich intensiver als andere Personen in der gleichen Situation um eine neue Stelle bemühen. Allerdings sind diesen Bemühungen Grenzen gesetzt, weil auch gesteigerte Suchbemühungen sich kaum auf die Chancen auswirken. Insofern fehlt es gerade Langzeitarbeitslosen nicht pauschal an Engagement und Arbeitsmotivation, sondern – neben eventuellen Einschränkungen der Beschäftigungsfähigkeit – auch an Beschäftigungschancen.
Die große Mehrheit bemüht sich um einen Job
Das Bild des faulen Arbeitslosen hat sich in den Köpfen vieler Menschen festgesetzt. Die Forderungen nach Sanktionen wurden gerade erst wieder bei der Einführung des Bürgergelds ab 2023 wieder sehr laut. Dabei spielen Sanktionen statistisch gesehen keine große Rolle. Die Sanktionsquote der Bundesagentur für Arbeit für den Dezember 2019 – also noch vor Corona – lag bei 2,7 Prozent. Nach wie vor war damals der mit Abstand häufigste Sanktionsgrund das Meldeversäumnis (78 Prozent). Es geht also nicht darum, dass Menschen nicht arbeiten wollen. Viele Jobsuchende bringen oft einfach nicht die Qualifikation mit, die Unternehmen erwarten. Aber auch bei den Unternehmen lassen die Arbeitsbedingungen – von der Bezahlung bis hin zur Qualität des Managements – viele Wünsche bei gut qualifizierten Arbeitnehmern übrig. Diese Mismatches aufzulösen ist unter anderem ein Ziel bei der Einführung des Bürgergeldes. Dabei hat das Bürgergeld auf jeden Fall das Potenzial, dass Langzeitarbeitslose durch die angestrebte bessere Qualifikation wieder in Arbeit kommen. Das große Problem in der Vergangenheit war, dass Menschen sehr oft in sehr unbeständige (Hilfs-) Jobs vermittelt wurden, die keine langfristige Perspektive darstellten. Auf Dauer hat das die Situation für den Arbeitnehmer eher verschlechtert als verbessert.
Um die Chancen auf dauerhafte Beschäftigung zu erhöhen sind also Weiterbildungen, Umschulungen oder kurze Qualifikationen das Mittel der Wahl. Das müssten dann natürlich auch Weiterbildungen sein, die den Menschen auch etwas bringen am Arbeitsmarkt. Und genau dafür braucht es gute Beratung und Coaching auf hohem Niveau. Und es braucht natürlich auch Kapazitäten bei den Jobcentern, die diese Reform umsetzen, hinsichtlich Beratung und Begleitung.
Mit guten Argumenten viel bewegen
Es gäbe sicher viele gute Gründe für die Teilnehmenden für ein Coaching. Dennoch fühlen sich viele nur verpflichtet, ein Bewerbungstraining zu machen. Viele haben Zweifel, dass sie eine solche Maßnahme weiterbringen wird. Allerdings sind gerade Einzelcoachings seit der Einführung der Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheine, kurz AVGS, im Jahr 2012 ein praxiserprobtes Instrument im Bereich Job und Existenzgründung.
Was ist ein AVGS?
Der Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) ist ein Fördermittel für arbeitssuchende Personen, das von der Bundesagentur für Arbeit oder dem Jobcenter ausgestellt wird. Ein AVGS ermöglicht eine kostenfreie Teilnahme an Weiterbildungen sowie Coachings, um Teilnehmern relevantes Wissen zu vermitteln und Sie auf dem Weg zum Job oder der Existenzgründung zu begleiten. Der AVGS ist in der Regel zeitlich befristet und sollte innerhalb von drei bis sechs Monaten eingelöst werden. Die genaue Zeitspanne legen Sie mit Ihrem persönlichen Berater bzw. Ihrer Beraterin fest.
Ziel der Förderung ist die Beendigung der Beschäftigungslosigkeit oder zumindest die Verbesserung der Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Der AVGS kann aber auch zu einem Praktikum oder einer Probearbeit führen. Dauer und Inhalte der Förderungsmaßnahme legt die Agentur für Arbeit fest. Interessant hierbei ist – alle Jobsuchenden – können einen AVGS erhalten! Seit Anfang 2013 müssen alle Bildungsträger, die den AVGS zur Abrechnung akzeptieren, ein entsprechendes AZAV-Zertifikat nachweisen. Darüber hinaus steht der regionale Ansprechpartner in der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter für alle Fragen zur Verfügung. Sobald alle Voraussetzungen für den AVGS erfüllt sind, bekommst du ein individuelles und persönliches Beratungsgespräch mit einem von dir selbst gewählten Coach aus dem gesamten Bundesgebiet – auch online.
Wozu kann ich den AVGS einsetzen?
Mit offener Kommunikation und guten Argumenten können Sie bei Ihrem Ansprechpartner bei der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter viel bewegen. Nach dem Erhalt des Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheins haben Sie die Möglichkeit, den passenden Bildungsträger selbst auszuwählen. Gerne helfen wir Ihnen dabei, bei einem kostenlosen Erstgespräch mit Ihnen gemeinsam Argumente zu finden und dann auch den erhaltenen Gutschein auszufüllen und die passenden Coachings oder Qualifizierungen mit Ihnen auszusuchen. Der AVGS kann danach für folgende Zwecke eingesetzt werden:
- Beseitigung von Vermittlungshemmnissen
- Wiederkehrende negative Verhaltensmuster erkennen und beseitigen
- Teilnahme am Job-Coaching für die Optimierung von Bewerbungsauftritten
- Beratungsleistungen im Bereich der Firmengründung bzw. Existenzgründung
- E-Commerce Beratung & Coaching für Gründer im Wachstumsmarkt
Wie erhalte ich einen AVGS und wie geht es weiter?
Um den Vermittlungsgutschein zu erhalten, müssen Sie bei Ihrer örtlichen Agentur vorstellig werden und eine Beratung in Anspruch nehmen. Nach dem Gespräch können Sie den AVGS persönlich, aber auch schriftlich oder telefonisch beantragen. Die Berater und Beraterinnen entscheiden, ob der Gutschein genehmigt wird – in der Regel möchten Arbeitsmarktberater und -beraterinnen Ihnen aber helfen und Sie unterstützen, so dass die Entscheidung meist positiv ausfällt.
So kommen Sie an Ihren AVGS:
- Schritt: Vereinbaren Sie mit uns ein kostenloses Erstgespräch.
- Schritt: Vereinbaren Sie einen Beratungstermin bei Ihrer Agentur für Arbeit oder beim Jobcenter.
- Schritt: Ihr Berater bzw. Beraterin bei der Agentur für Arbeit bzw. beim Jobcenter stellt Ihren Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein aus.
- Kontaktieren Sie uns. Wir prüfen die Vorgaben Ihres AVGS, füllen mit Ihnen gemeinsam den Gutschein aus und bestätigen Ihre Teilnahme an der Maßnahme.
- Schritt: Kontaktieren Sie nun Ihre Vermittlungsfachkraft. Diese prüft, ob Ihnen die Maßnahme beruflich weiterhilft. Sie stellt außerdem fest, ob die Bedingungen des AVGS erfüllt sind.
- Schritt: Sind alle Voraussetzungen erfüllt, erhalten Sie von Ihrer Agentur für Arbeit oder Ihrem Jobcenter einen Bewilligungsbescheid. Das ist ein Schreiben, in dem steht, dass Sie an der Maßnahme teilnehmen dürfen. Wir werden dann automatisch ebenfalls darüber informiert, dass Ihre Maßnahme bewilligt wurde.
Start: Gemeinsame Erstellung Ihres Coaching-Plans und Beginn des Coachings
Bitte beachten Sie: Der AVGS ist eine sogenannte Ermessensleistung. Das bedeutet: Sie haben keinen Rechtsanspruch darauf.
Wie kann mir ein Coaching helfen?
Ich darf es immer wieder erleben! Oft schon am Ende der ersten Coaching-Session höre ich den Satz: Das hab ich nicht erwartet. Das hat mir tatsächlich viel mehr geholfen, als ich gedacht hätte! Und nichts anderes ist das Ziel eines Coachings: Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.
Jedes Coaching im Bereich Existenzgründung oder beruflicher Neuorientierung besitzt eine Struktur, die dem Coach und Ihnen Spielraum gibt, so dass die Möglichkeit geschaffen wird, die Gesprächsführung flexibel zu gestalten. Für Ihr Coaching ist es wichtig, gemeinsam mit Ihrem Coach eine klare Vereinbarung darüber zu treffen, was Sie gemeinsam erreichen möchten und den Weg dahin miteinander zu planen. Das Wichtigste ist und bleibt aber die Motivation, loszugehen und all das auch umzusetzen. Schon hier kann Sie Ihr Coach bei den ersten Schritten sehr nachhaltig unterstützen.
Haben Sie es geschafft und sind den Schritt gegangen, sich Unterstützung zu suchen, gibt es viele Möglichkeiten Ihr Vorhaben positiv zu beeinflussen. Gemeinsam mit Ihrem Coach wird es deutlich leichter, eigene Lösungen und Strategien zu entwickeln, sich individuell bei verschiedenen Fragen zu beruflicher Orientierung, Bewerbung, Jobinterview oder Existenzgründung betreuen zu lassen. Daher lohnt es sich, Coaching in jeder Phase Ihrer Berufswahl, Jobsuche oder auch bei einer Existenzgründung zu nutzen. Es geht vorrangig nicht darum, Sie mit Tipps zu versorgen. Vielmehr werden im Coaching Erfahrungen mit Ihnen geteilt und die Freude an Ihren persönlichen beruflichen Perspektiven geweckt. Das ist das Schöne am Coaching. Es kann Ihnen den Weg zeigen und Ihre Chancen nachhaltig stärken. Es kann positive Erfahrungen und Erlebnisse schaffen. Und am Ende kann es Ihnen vielleicht ein wenig von der “Normalität” zurückgeben, die Sie sich wünschen.